„Es gab Zeiten, in denen Arbeiter keine „Diener“ waren. Sie arbeiteten. Sie arbeiteten mit Würde, einer absoluten Würde, wie es sich gehört. Das Bein eines Stuhles musste gut geschreinert sein. Das war nur natürlich, selbstverständlich. Es war eine Spitzenleistung. Es musste nicht wegen dem Lohn oder proportional zum Lohn gut geschreinert sein. Es musste nicht für den Meister oder Kenner und auch nicht für die Kunden des Meisters gut geschreinert sein. Es musste an sich, für sich, aus seiner Natur heraus gut geschreinert sein.
Die tief in der Rasse verwurzelte Tradition, die Geschichte, ein absoluter Anspruch, die Würde verlangten, dass das Stuhlbein gut geschreinert war. Und dass jeder Teil des Stuhles gut geschreinert war. Und auch jeder Teil des Stuhles, der nicht sichtbar war, wurde mit der gleichen Perfektion wie alle sichtbaren Teile gefertigt. Nach dem gleichen Prinzip wie unsere Kathedralen. Und nur ich – inzwischen so entartet – mache mir jetzt so viele Gedanken.
Für die Menschen damals gab es nicht einmal den Ansatz solcher Überlegungen.
Da war ihre Arbeit. Und es ließ sich gut arbeiten. Es ging nicht darum, gesehen oder nicht gesehen zu werden. Die Arbeit selbst musste gut gemacht werden.“
(Frei aus:) Charles Peguy, L’Argent
Sie fragen sich vielleicht, was dies mit der häuslichen Alten- und Krankenpflege, mit älteren Menschen, Spitex, Krankenpflegepersonal usw. zu tun hat… Nun, es hat mit allem zu tun und ich möchte Ihnen sagen, warum es für uns wichtig ist. Dieser kurze Auszug des Schriftstellers Charles Peguy (1873-1914) erläutert eine Arbeitsmethode, die wir jeden Tag von unseren Mitarbeitern verlangen – sei es Krankenpflegepersonal, Pflegehelfer/innen, Gesundheitshelfer/innen oder Altenpfleger/innen (Betreuer/innen). Es ist keine neue Methode und auch keine antike Methode. Es ist eine Methode, die im Laufe der Jahre verloren gegangen ist und die wir wieder in die Gegenwart holen möchten.
Gut arbeiten hat, wie Peguy schreibt, einen Vorteil: das Bewusstsein, das gut gemacht zu haben, das man in dem Moment machen sollte.
Eine Insulininjektion für eine ältere Dame, die an Diabetes erkrankt ist, ist ein rein technischer Vorgang, den man ganz einfach gut erledigen kann. Eine Insulininjektion machen und bemerken, dass im Kühlschrank abgelaufene Milch steht, ist dagegen die Methode, bei der wir uns bewusst werden, dass wir unsere Arbeit gut gemacht haben. Und die ältere Generation weiß das nur zu gut. In ihrem Leben stand diese Methode im Arbeitsalltag immer im Mittelpunkt.
Und unsere Aufgabe heute ist es, diese „Vision“ wieder zum Leben zu erwecken. Jemandem zu Dienst sein, bedeutet nicht, Diener im negativen Sinne zu sein, sondern bedeutet, eine Mission zu verfolgen.
Für uns bei BeeCare ist es eine Mission in der häuslichen Alten- und Krankenpflege, denjenigen Unterstützung zu bieten, die uns darum bitten. Ohne unsere Verantwortung dabei zu unterschätzen oder nur zum Teil zu erfüllen.
Wir betrachten alles immer als Gesamtheit und arbeiten gemeinsam daran. Aus diesem Grund wird auch alles immer mit der Familie oder mit der zu betreuenden oder zu pflegenden Person abgesprochen. Gut gemachte Arbeit ist gemeinsam erledigte Arbeit.
Mit Diskretion, Engagement und Liebe für die eigene Arbeit.
Die gleichen Zutaten, mit denen Kathedralen gebaut wurden. Alle, die in der Stadt oder auf dem Land in der häuslichen Alten- und Krankenpflege tätig sind, müssen sich dieser Philosophie einer gut, sorgfältig und mit Liebe gemachten Arbeit bewusst sein.
Das bedeutete Professionalität gestern und das ist Professionalität auch heute.