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Psychiatrische Pflege zu Hause: Das integrierte Konzept von Dr. med. Federica Cocciolo

Dr. med. Federica Cocciolo, Fachärztin für Psychiatrie, die ihr Studium an der Universität Insubrien in Varese abgeschlossen hat, begann ihre klinische Ausbildung an der Clinica Viarnetto in Lugano, wo sie seit 2012 als Psychiaterin tätig ist.

Die Klinik ist eine der 4 psychiatrischen Kliniken im Kanton Tessin, zusammen mit der kantonalen psychiatrischen Klinik in Mendrisio, der Klinik Santa Croce in der Region Locarno und der psychiatrischen Abteilung im Ospedale Malcantonese. „So viele Aufnahmezentren zu haben, erleichtert den Patienten die Rückkehr nach Hause» stellt Dr. Cocciolo fest.

Psychiatrische Pflege: die Herausforderung des Übergangs von der Akutversorgung zur Rückkehr nach Hause

Der Übergang von einem psychiatrischen Klinikaufenthalt zur Rückkehr nach Hause ist eine heikle und entscheidende Phase im Genesungsprozess des Patienten. „Der Übergang von der Akut- zur häuslichen Pflege hängt stark von der Pathologie und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab«, erklärt Dr. Cocciolo. „Um diesen Übergang zu erleichtern, beginnen wir schrittweise mit Aktivitäten wie Spaziergängen im Freien oder kleinen begleiteten Ausflügen, wie einem Mittagessen auswärts mit der Familie. Manchmal organisieren wir auch einen vorläufigen ‚Urlaub‘, eine Nacht ausserhalb der Klinik, um zu bewerten, wie der Patient auf die Rückkehr in die Realität reagiert.»

Laut der Ärztin ist die Fähigkeit, das eigene tägliche Leben selbstständig wieder aufzunehmen, von grundlegender Bedeutung und muss sorgfältig überwacht werden: „Wichtig ist, den Patienten die Möglichkeit zu geben, die Rückkehr in ihren Alltag schrittweise zu erproben, um das Trauma der Entfernung aus der geschützten Einrichtung zu minimieren.»

Die Bedeutung der häuslichen Pflege in der psychiatrischen Behandlung

Dr. Cocciolo betont, wie die häusliche Pflege einen wichtigen Vorteil in der Psychiatrie darstellt. „Die Intervention zu Hause, im familiären Kontext, ist ein entscheidendes Element für die Genesung des Patienten. Ein Klinikaufenthalt kann nämlich stressig sein, da er eine Trennung vom familiären Umfeld bedeutet. Die häusliche Pflege hingegen ermöglicht es, den Patienten direkt in seinem Alltag zu beobachten, was die Früherkennung von Krisenzeichen erleichtert und einen Klinikaufenthalt verhindern kann.»

Ein weiterer Vorteil der häuslichen Pflege ist die Möglichkeit, eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Patient und Betreuer aufzubauen, welche für einen guten therapeutischen Verlauf unerlässlich ist. „Wenn wir im Haus des Patienten arbeiten, können wir die Familiendynamik aus der Nähe beobachten und effektiver eingreifen«, fügt die Ärztin hinzu. „Viele Patienten, insbesondere ältere Menschen, leben in Situationen der Einsamkeit und sozialen Isolation, und die häusliche Pflege stellt einen wichtigen Kontaktpunkt zur Aussenwelt dar.»

Ein integriertes Team in der häuslichen Pflege

Ein weiterer grundlegender Aspekt für die psychiatrische Behandlung zu Hause ist die Teamarbeit. „Die Stärke der psychiatrischen Pflege zu Hause liegt in der Fähigkeit, ein integriertes Unterstützungsnetzwerk zu schaffen», betont Dr. Cocciolo. „Es ist entscheidend, dass alle an der Pflege beteiligten Fachleute, einschliesslich Pflegepersonal, Ärzte und Familienangehörige, ständig kommunizieren, um eine umfassende und kohärente Betreuung zu gewährleisten.»

Die Ärztin erklärt auch, wie die Pflegefachperson, die täglichen Kontakt mit dem Patienten hat, eine zentrale Rolle im Fallmanagement spielt: „Die Pflegefachperson ist diejenige, die die subtilsten Signale aufnehmen kann, die in der Praxis möglicherweise übersehen werden. Ihre Beobachtungs- und Kommunikationsarbeit mit den Spezialisten ermöglicht eine bessere Überwachung des Patienten und kann in einigen Fällen Krankenhausaufenthalte vermeiden.»

Drei Ratschläge für ein effektives Management der psychiatrischen Pflege zu Hause

Abschliessend teilt Dr. Cocciolo drei grundlegende Tipps für ein Pflegeteam, das sich um psychiatrische Patienten zu Hause kümmert:

  1. Als Team arbeiten: „Die Kommunikation innerhalb des Teams ist grundlegend. Es ist unerlässlich, dass alle Fachleute, auch externe, zusammenarbeiten und erreichbar sind. Jedes Teammitglied muss eine gemeinsame Vision des Behandlungsplans haben.
  2. Klare und gemeinsame Ziele festlegen: „Jeder Patient ist einzigartig, daher muss der Behandlungsplan individuell gestaltet sein. Zum Beispiel müssen wir bei einem Patienten mit Persönlichkeitsstörungen bereit sein, Krisen gezielt zu bewältigen. Die Ziele müssen klar und an die spezifischen Bedürfnisse jedes Einzelnen angepasst sein.«
  3. Kontinuität in der Pflege gewährleisten: „Die Kontinuität in der Pflege ist entscheidend, um Vertrauen zu schaffen. Eine Staffelübergabe zwischen den verschiedenen Fachleuten, bei der Informationen direkt vor dem Patienten ausgetauscht werden, hilft, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und dem Patienten das Gefühl zu geben, unterstützt zu werden.«

Der integrierte Ansatz, die ständige Kommunikation zwischen den Fachleuten und der Respekt vor der Autonomie des Patienten sind die Schlüsselelemente eines erfolgreichen psychiatrischen Behandlungsweges, insbesondere wenn es um die häusliche Pflege geht.