Wann müssen ältere Menschen betreut werden?

Wenn der Zeitpunkt kommt, ab dem ein Angehöriger Betreuung benötigt, ergibt sich immer eine heikle Situation für die gesamte Familie. Dieser Zeitpunkt ist an ersten Anzeichen zu erkennen, die genau beobachtet werden sollten, um die entsprechenden Entscheidungen zu treffen.

Wir haben mit Oriana Staffiero, Sozialarbeiterin bei Pro Senectute, eine in der ganzen Schweiz tätige Fach- und Dienstleistungsorganisation für das Alter, gesprochen, um Klarheit rund um dieses Thema und den korrekten Umgang damit zu schaffen.

Ich möchte vorausschicken: Betreuer/innen sind nur eine der Möglichkeiten für die häusliche Betreuung. Welches die jeweils beste Lösung ist, muss je nach Situation entschieden werden, wobei zu beachten ist, dass eine Art der Betreuung andere Formen der Hilfe nicht ausschließt“, so die Sozialarbeiterin.

Erste Anzeichen für die Notwendigkeit einer Betreuung

Post sammelt sich an, ohne gelesen zu werden, mangelhafte persönliche Hygiene, Gewichtsverlust und mangelnde Sauberkeit und Ordnung in den Wohnräumen.

Dies sind nur einige Anzeichen dafür, dass eingegriffen werden muss. Wenn der oder die Betroffene Mühe hat, den eigenen Alltag zu organisieren, ist es an der Zeit, eine Betreuung zu erwägen.

Oriana Staffiero erläutert: „Im Allgemeinen sind dies Anzeichen dafür, dass die Person Hilfe benötigt. Nicht immer ist jedoch eine Betreuerin allein in der Lage, alle Aufgaben zu übernehmen. Um zu bestimmen, ab wann eine Betreuung notwendig ist, muss die Organisation im Alltag beachtet werden: Beispielsweise, ob die Wohnräume unsauber und unordentlich sind, obwohl bereits eine Putzfrau kommt.

Oder ob der oder die Betroffene nicht mehr aus dem Haus geht und somit Probleme mit dem Einkaufen oder der Zubereitung der Mahlzeiten hat oder ob er oder sie nicht mehr in der Lage ist, den Müll wegzubringen.

Zu beobachten ist auch, ob die Person sich vernachlässigt oder eine Hilfe bei den täglichen Dingen benötigt, da sie nicht mehr selbstständig ist.

Hierzu gehören zum Beispiel Hilfe beim Anziehen oder Umziehen, beim Schneiden von Fleisch oder beim Füllen des Wasserglases, beim Toilettengang, beim Aufstehen aus dem Bett oder vom Sofa. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, ob die Person allein ist oder in ein soziales Netz eingebunden ist, das Unterstützung bietet bzw. ob jemand bei Bedarf zu Hilfe kommen kann.“

Wie sollte man bei der Suche nach Betreuungspersonal vorgehen?

BeeCare ist eines der privaten Unternehmen, die Hilfe bei der Suche von Betreuungspersonal auf dem Territorium bieten.

In einem ersten Schritt kann man sich an Pro Senectute, an den behandelnden Arzt oder an den Krankenpflegedienst (Spitex) wenden“, so die Sozialarbeiterin. „Auch Mundpropaganda ist weit verbreitet. Und dann gibt es diejenigen, die selbst eine Betreuerin suchen, ohne die Hilfe eines Dienstleisters in Anspruch zu nehmen.

Generell empfiehlt sich, Zeitungsanzeigen oder Angeboten zu misstrauen, die Vollzeitbetreuung zu niedrigen Preisen anbieten: Normalerweise werden bei einem solchen Service, der an der Grenze der Legalität arbeitet, die Rechte des Betreuungspersonal nicht geachtet.

Für diese Art Arbeit gilt ein von der Eidgenossenschaft festgelegtes Mindestgehalt. Bei Schwarzarbeit jenseits aller Regeln riskieren sowohl die Betreuerin als auch der Arbeitgeber Sanktionen.

Die Gewerkschaften und spezifische Dienstleister bieten Beratung und Hilfe für die rechtmäßige Einstellung von Betreuungspersonal, was im Interesse der betreuten Person und der Betreuerin ist.“

Betreuungspersonal oder andere Hilfen?

„Oft ist auch der finanzielle Aspekt sehr wichtig: Eine Betreuerin kostet und nicht immer sind ältere Menschen in der Lage, diese Kosten zu zahlen, und wollen deswegen auch keine Betreuung.

Es gibt finanzielle Unterstützung für Betreuungsdienste, die in einigen Fällen auch nach Einkommen und Vermögen berechnet wird. Unser Sozialdienst bietet Beratung und Hilfe für die Beantragung dieser Unterstützung nach einer detaillierten Analyse der finanziellen Situation“, fährt Oriana Staffiero fort.

Kosten für die Vollzeitbetreuung

Wie können diejenigen, die sich keine Vollzeitbetreuung leisten können, die häusliche Betreuung organisieren?

Wer nicht die finanziellen Möglichkeiten hat, eine Vollzeitbetreuung zu bezahlen, kann andere Leistungen in Anspruch nehmen. Beispielsweise Essen auf Rädern oder Tagesstätten, von denen es zwei Arten gibt: therapeutische Tagesstätten für Personen mit kognitiven Verfallserscheinungen oder soziale Tagesstätten für die älteren Menschen, die Gesellschaft wünschen oder in ihren geistigen Fähigkeiten nur leicht eingeschränkt sind.

Die Lösung muss gemeinsam mit dem Patienten, dem behandelnden Arzt, dem Krankenpflegedienst, der Familie und dem Sozialdienstleister wie beispielsweise Pro Senectute gefunden werden. Dabei werden das sozioökonomische Umfeld der Person bewertet und diese über ihre Rechte und alle auf dem Territorium verfügbaren Dienstleistungen informiert, die zur Verfügung stehen, damit betreuungs- und pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich zu Hause leben können.“

Eine gute Alternative für die Vollzeitbetreuung, die vielleicht auch noch gar nicht notwendig ist“, erläutert Luca Milesi, Leiter des Pflegedienstes bei BeeCare, „ist die Teilzeitaufnahme, d.h. die Aufnahme nur über die benötigte Zeit wie beispielsweise 4-5 Stunden pro Tag oder zwei oder drei Nachmittage zur Entlastung oder aber nur nachts.

Oft wird davon ausgegangen, dass eine Betreuung rund um die Uhr sein muss. Dagegen kann man auch mit einer Halbtagsbetreuung an bestimmten Tagen beginnen, um die pflegenden Familienangehörigen zu entlasten. Die Betreuung kann dann im Laufe der Zeit an einen eventuell wachsenden Bedarf angepasst werden.“

Der finanzielle Aspekt und die Alternativen und Ergänzungen für die häusliche Betreuung gelten auch für die Teilzeitbetreuung.

Wie erreicht man, dass ältere Menschen die häusliche Betreuung akzeptieren?

Charakter, der Bedarf an Hilfe und der Willen, den behandelnden Arzt anzuhören: Viele Variablen spielen eine Rollen, wenn es darum geht, dass ältere Menschen die Betreuung akzeptieren, erzählt uns die Sozialarbeiterin von Pro Senectute.

Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, es hängt von vielen Faktoren ab. Vom Charakter der Person und vor allem, ob sie akzeptiert, dass sie Hilfe braucht. Wenn es ihr schwerfällt, die Betreuung zu akzeptieren, sollte man die Betreuerin schrittweise einführen – nur ein paar Stunden in der Woche oder erst einmal nur zum Saubermachen.

Der Patient muss Zeit haben, die Betreuerin kennen zu lernen und Vertrauen zu ihr aufzubauen. Das erleichtert dann auch der Betreuerin die Arbeit. Es ist immer besser, wenn eine Notwendigkeit besteht, die der oder die Betroffene anerkennt, wie beispielsweise aus dem Haus zu gehen, um Besorgungen zu erledigen, oder die Zubereitung von Mahlzeiten.

Wenn der Patient Vertrauen zum behandelnden Arzt hat, kann es hilfreich sein, den Arzt hinzuzuziehen und sich von ihm beraten zu lassen.“

BeeCare arbeitet mit Pro Senectute zusammen. Weitere Informationen erhalten Sie bei den regionalen Stellen von Pro Senectute:

  • Balerna, Via San Gottardo 109 Tel. +41 (0)91 695 51 41 ps.balerna@prosenectute.org
  • Bellinzona, Piazza Giuseppe Buffi 4 Tel. +41 (0)91 850 60 25 ps.bellinzona@prosenectute.org
  • Biasca, Via Croce 16 Tel. +41 (0)91 862 42 12 ps.biasca@prosenectute.org
  • Lugano, Via A. Vanoni 6 Tel. +41 (0)91 912 17 17 info@prosenectute.org
  • Muralto, Viale Verbano 9 Tel. +41 (0)91 759 60 20 ps.muralto@prosenectute.org