Die Vorbeugung von Krankheiten und die entsprechenden Regeln für die persönliche Hygiene sowie ein grösseres Augenmerk auf die Stärkung der Abwehrkräfte stehen im Rahmen der Pandemie des neuen Coronavirus täglich im Mittelpunkt, sind jedoch auch zur Vermeidung anderer Arten von Infektionen von grösster Bedeutung.
Morena Landis-Tonet, Leiterin für Krankenhaushygiene im Tessin für Swiss Medical Network in der Klinik Sant’Anna di Lugano und in der Klinik Ars Medica in Gravesano erläutert, wie wir grundlegende Regeln für die persönliche Hygiene am besten in unseren Alltag integrieren.
Warum das Händewaschen so wichtig ist
„Das Händewaschen ist die allererste Massnahme, um eine Kontaminationskette zu unterbrechen. Es ist ein wirksames Mittel, um alles abzuwaschen, was sich auf unseren Händen befindet.“ Im sozialen/gesellschaftlichen Leben reicht es bereits aus, sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen: Die chemische Wirkung der Seife und die mechanische Einwirkung durch das Aneinanderreiben der Hände sowie das Abspülen der Hände unter laufendem Wasser sorgen für saubere Hände und die Vermeidung einer Übertragung von Keimen“, erläutert Morena Landis-Tonet, die auch Bundesexpertin für die Vorbeugung und Kontrollen von Infektionen im Pflegebereich ist.
„Etwas anders sieht es dagegen für Pflegepersonal aus: Sichtbar schmutzige Hände müssen zunächst mit Wasser und Seife gewaschen und dann desinfiziert werden. Zwischen den einzelnen Tätigkeiten wiederum müssen die Hände mit einer hydroalkoholischen Lösung/einem Desinfektionsmittel desinfiziert werden.
Die richtigen Produkte, die korrekte Vorgehensweise beim Händewaschen, die Zeit, über die die Hände aneinander gerieben werden, und die Menge der hydroalkoholischen Lösung sind der Schlüssel für eine ordnungsgemässe Hygiene der Hände.“
Wie lange müssen die Hände mit einer hydroalkoholischen Lösung gerieben werden, um eine wirksame Reinigung zu erzielen?
„Im Pflegedienst normalerweise 15 bis 30 Sekunden, je nach verwendetem Produkt. Wichtig ist es, die Anweisungen des jeweiligen Händedesinfektionsmittels zu beachten.“
Ist diese Art der Händedesinfektion wirksam als Schutz vor dem neuen Coronavirus?
„Covid-19 ist ein eher schwaches Virus und wird schnell durch eine hydroalkoholische Lösung getötet“, so Morena Landis-Tonet.
Wie sich die Verbreitung von Keimen vermeiden lässt
Die Übertragung von Keimen kann auf dreierlei Weise erfolgen, wie uns die Bundesexpertin für Vorbeugung und Kontrolle von Infektionen erklärt. „Zunächst durch direkten und indirekten Kontakt und somit über kontaminierte Hände, die mit Keimen in Kontakt gekommen sind und dann Gegenstände oder den Körper anfassen.
Eine weitere Möglichkeit sind Tröpfchen, die von Kranken beispielsweise beim Husten, Niesen oder auch Sprechen ausgestossen werden. Und nicht zuletzt über die Atemwege, wenn man Mikropartikel von Viren einatmet, die in der Luft verweilen.“
Wie kann man angesichts dieser drei Übertragungsmöglichkeiten einer Verbreitung vorbeugen?
„Die Übertragung über Kontakt kann mit Hilfe einer korrekten Hygiene der Hände und einer angemessenen Verwendung der persönlichen Schutzausrüstung verhindert werden. Zum Schutz vor Tröpfcheninfektion müssen Chirurgenmasken und andere persönliche Schutzausrüstung wie beispielsweise Schutzbrillen, Visiere, Schutzkittel und Schutzhandschuhe korrekt getragen werden.
Zum Schutz vor Übertragung über die Atemwege sind dagegen partikelfiltrierende Masken bzw. Masken vom Typ FFP2 oder FFP3 zu verwenden, die das Eindringen von Mikropartikeln in unsere Atemwege verhindern.“
Wie sich die Abwehrkräfte stärken lassen
„Die Impfung ist der beste Weg, um die Abwehrkräfte zu stärken“, fährt Morena Landis-Tonet fort.
„Die Grippeschutzimpfung (und nicht nur sie), ein gesunder Lebensstil, eine korrekte Ernährung und die Vermeidung von Risikosituationen sind ein guter Anfang.
Für das neue Coronavirus gibt es noch keinen Impfstoff, daher ist es umso wichtiger, Risikosituationen zu vermeiden und auch eine bessere allgemeine Hygiene achten.“
Wie wir älteren Menschen in Coronavirus-Zeiten helfen können
„Die beste Art, älteren Menschen zu helfen, ist, alle Situationen zu vermeiden, in denen das Risiko einer Übertragung des Coronavirus besteht“, erläutert Morena Landis-Tonet.
Das Zusammenkommen von mehreren Personen, öffentliche Verkehrsmittel und der Aufenthalt in geschlossenen Räumen gemeinsam mit anderen Personen ohne Schutzmaske sind Situationen, die nicht nur ältere Menschen, sondern alle grundsätzlich vermeiden sollten.
„Die Einhaltung aller Anweisungen des Kantonsarztes (KA) und des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ist der beste Schutz, der uns zur Verfügung steht. Darüber hinaus laufen in diesem Moment viele Initiativen, um der älteren Generation zu helfen, wie verschiedene Liefer-Services bis zur Haustür, mit denen verhindert wird, dass sich gerade Senioren in Risikosituationen begeben.
Es ist sehr wichtig, die älteren Menschen dahingehend zu erziehen, sämtliche Risikosituationen zu vermeiden, da bei ihnen eine COVID-19 Erkrankung schwere Folgen haben kann.“
Alternativen zum Händeschütteln
Zu den Empfehlungen seitens der Behörden, die Ausbreitung der COVID-19 Pandemie zu verhindern, gehört auch, sich nicht mehr die Hände zu schütteln. Welche Alternativen gibt es zum traditionellen Händeschütteln?
„Wie es uns die Kinder bereits vormachen, kann man sich auch zuwinken. In jedem Fall gilt es, sich immer an die Empfehlungen zu halten: Hände desinfizieren, Abstand halten und die verschiedenen persönlichen Schutzausrüstungen tragen, wenn man sich in besonders kritischen Risikosituationen befindet“, schliesst Morena Landis-Tonet ab.