Wie kann man Senioren am besten helfen, sich für den Winter zu wappnen? Wenn die Temperaturen fallen und das kalte Wetter einsetzt, ist es dann die einzige Lösung, ältere Menschen die ganze Zeit zu Hause zu lassen, um jahreszeitlich bedingte Krankheiten abzuwehren?
Kleidung, Grippeschutzimpfung, Ausgehen zu den strategisch besten Tageszeiten und kontrollierte Raumtemperaturen: Ein Plan für Senioren, wie sie sich am besten für den Winter wappnen.
Wir sprechen darüber mit Simone Rossini, Pflegedienstleiter bei BeeCare.
Raumtemperatur und korrekte Luftfeuchtigkeit
„Die ideale Raumtemperatur im Winter beträgt ungefähr 21 Grad. Sie sollte grundsätzlich nicht unter 19 Grad liegen, sonst sind die Wohnräume zu kalt. Hinsichtlich der Luftfeuchtigkeit empfehlen wir einen Wert zwischen 40% und 60%. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit führt zu Schimmelbildung in Haus oder Wohnung.“
Diesbezüglich ist es wichtig, die Räume auch in der kalten und feuchten Jahreszeit regelmässig zu lüften. Simone Rossini verrät einige kleine Tricks, um Unwohlsein und Erkältungserscheinungen bei älteren Menschen zu vermeiden. „Alle zwei bis drei Stunden sollte gelüftet werden, um zu verhindern, dass sich abgestandene Luft in den Wohnräumen staut.
Wenn das Haus oder die Wohnung immer verschlossen bleibt, kann dies zu übermässiger Feuchtigkeit, Schimmel und mangelnder Luftzirkulation führen. Wenn ältere Menschen im Haus sind, die es stören könnte, wenn die Fenster weit geöffnet sind, sollte nur schrittweise ein Raum nach dem anderen gelüftet werden. Wer einen Kamin im Haus hat, sollte daran denken, dass man sich nie vor einem brennenden Kamin aufhalten sollte: Manche alten Kamine können offen sein, und schon eine kleine Flamme reicht aus, um einen Haushaltsunfall zu verursachen.“
Passende Kleidung
„Bis vor kurzem wurde älteren Menschen empfohlen, im Winter Kleidung aus natürlichen Stoffen wie Wolle zu tragen. Mit den modernen technischen Materialien ist es jedoch möglich, leichtere Kleidung zu tragen, die trotzdem eine korrekte Körpertemperatur aufrechterhält“, so der Oberpfleger von BeeCare weiter.
„Wenn ältere Menschen im Winter nach draussen gehen, sollten sie in jedem Fall der Jahreszeit entsprechende Kleidung zu tragen, also neben einer dicken Jacke auch eine Mütze und Handschuhe, um das Auftreten von Frostbeulen zu vermeiden und nicht zu riskieren, dass sich beispielsweise eventuelles Rheuma verschlimmert.“ Gibt es neben diesen Tipps für kaltes Wetter noch andere Ratschläge, die bei der Auswahl der Kleidung für Senioren beachtet werden sollten? „Es ist wichtig, dass die Kleidung funktional ist, aber auch die Persönlichkeit berücksichtigt, damit sich die Person wohl fühlt. Es ist sinnvoll, im Kleiderschrank nur die Kleidung der aktuellen Jahreszeit zu lassen, um nicht zu riskieren, dass der- oder diejenige leichte Kleidung anzieht, wenn es kalt ist. Funktionell ist Kleidung mit Klettverschlüssen und langen Reissverschlüssen, Röcke oder Hosen mit elastischem Bund, BHs mit Frontverschlüssen und bequeme Kleidung generell. Zu vermeiden dagegen sind Schuhe mit Schnürsenkeln, Kleidung mit Haken und Schnallen, Knöpfen, zu kurzen Reissverschlüssen und natürlich zu enge Kleidung.“
Tageszeit und Temperatur für den Aufenthalt im Freien
Ein täglicher Spaziergang, wann immer möglich, wirkt sich positiv auf die Stimmung gerade älterer Menschen aus und trägt zu ihrem allgemeinen Wohlbefinden bei. Im Winter sollte auf den richtigen Zeitpunkt zum Hinausgehen geachtet werden, insbesondere um zu kalte Temperaturen zu vermeiden. „Die beste Zeit für Senioren, die auch im Winter ihren täglichen Spaziergang beibehalten wollen, ist von 10.00 Uhr morgens bis maximal 16.00 Uhr nachmittags.
Zu einer späteren Uhrzeit sinkt die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit steigt an.“
Wann sollten Senioren dagegen nicht hinausgehen?
„Es ist am besten, Regentage zu vermeiden, um nicht das Risiko von Stürzen einzugehen. Wenn die Temperaturen auch in den wärmsten Stunden des Tages unter Null bleiben, ist es für ältere Menschen nicht empfehlenswert, nach draussen zu gehen: Es kann Eis auf den Strassen geben, was die grösste Sturzgefahr darstellt.“
Grippeschutzimpfung als Unterstützung
Die Grippeimpfung vor dem Winter kann für Senioren eine wertvolle Hilfe sein. „Ab einem Alter von 65 Jahren sollte grundsätzlich eine Impfung erfolgen, weil sie hilft, einige Probleme und Symptome zu lindern. So steigt zum Beispiel mögliches Fieber nicht so stark an. Die Kampagne für die Grippeschutzimpfung beginnt Anfang November und dauert bis Ende Dezember, danach wird nicht mehr geimpft.“
Geselligkeit für ältere Menschen im Winter
„Während der Covid-19-Pandemie wird von engem Kontakt mit älteren Menschen abgeraten, um zu verhindern, dass sie erkranken. In jedem Fall ist es wichtig, Massnahmen zu treffen, damit sie sich nicht alleingelassen fühlen.“ Auch für ein aktives Leben in der Gesellschaft ist die Geselligkeit im Alter grundlegend.
„Im Kanton Tessin gibt es mehrere soziale Einrichtungen für ältere Menschen”, fährt Simone Rossini fort, „die sich hier zum Kartenspielen oder zu verschiedenen Freizeitaktivitäten treffen.
Einige der von uns betreuten Personen haben sich zum Kartenspielen getroffen, als es die Pandemiesituation erlaubte. Natürlich unter Einhaltung der Regeln der Hygiene- und Abstandsregeln.“