Wenn Krankenpflegepersonal aufgrund der Arbeitsbedingungen den Beruf aufgibt

Wenn Krankenpflegepersonal aufgrund der Arbeitsbedingungen den Beruf aufgibt

Ich möchte hier über den interessanten Leitartikel schreiben, den Mariano Cavolo, Redakteur der Fachzeitschrift ASI, im Monat März in der Zeitschrift über die Tätigkeit des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner, Sektion Tessin, geschrieben hat und dabei den im Januar dieses Jahres in der romanischen Tageszeitung 25 heures erschienenen Artikel „C’est pour les patients que j’arrete ce metier“ kommentiert und dazu neue Überlegungen anstellt. Der Artikel berichtet über eine Krankenpflegerin, die nach einer langen Ausbildung ihre berufliche Tätigkeit beginnt und nach acht Monaten (harter?) Arbeit in einem Krankenhaus infolge eines Burnout (aufgrund von schwierigen Arbeitsbedingungen auf psychologischer und organisatorischer Ebene) beschließt, ihren erlernten Beruf aufzugeben.

Psychologisches Unwohlsein bringt Krankenpflegepersonal dazu, den erlernten Beruf aufzugeben

Mariano Cavolo erläutert, wie die internationale Forschung im Krankenpflegesektor seit Jahren zeigt, dass „das Wohlergehen des Krankenpflegepersonals und damit auch die Dauer der Anstellung für die Qualität der erbrachten Leistungen entscheidend sind: Verschiedene Studien haben die Verbindung zwischen psychologischem Wohlbefinden der Angestellten und der beruflichen Leistung nachgewiesen“. Und dass folglich auch psychologisches Unwohlsein aufgrund von negativen Arbeitsbedingungen das Pflegepersonal dazu bringt, den Beruf aufzugeben.

Der Artikel unterstreicht auch die Tatsache, dass die Hälfte der ausgebildeten Pflegekräfte im Alter von 35 Jahren den Beruf aufgibt – gerade zu dem Zeitpunkt, in dem sie nach zehn Jahren Tätigkeit menschliche und technische Erfahrungen gesammelt haben, die in jedem Beruf von grundlegender Bedeutung sind, und das insbesondere im Gesundheitswesen. Und mehr als die Hälfte, 56%, gibt den Beruf ab 50 Jahren auf.

Das ist jedoch ein Problem der gesamten Schweizer Wirtschaft. Mehr als 50% aller Universitätsabsolventen sind Frauen, und ein großer Prozentsatz von ihnen geht in jedem Beruf „verloren“, da wir nicht in der Lage sind, zufriedenstellende Arbeitsbedingungen für ein harmonisches Nebeneinander von Berufsleben und Familie zu schaffen.

In der Arbeitswelt gehen Talente und Arbeitskräfte verloren

Die Arbeitswelt (unsere Betriebe und Unternehmen) büßt nicht nur Talente, sondern auch Arbeitskräfte ein.

Eine der politischen Parteien hat auch hervorgehoben, dass wir nicht so viele qualifizierte ausländische Arbeitskräfte (Grenzarbeitnehmer) bräuchten, wenn wir unsere weiblichen Arbeitskräfte zurückgewinnen könnten.

Aber zurück zu uns: Um nicht Personal zu verlieren, für das viel in die Ausbildung investiert wurde, muss laut Cavolo Änderungen die Arbeit in Krankenhäusern neu organisiert werden. Wobei allerdings hinzuzufügen ist, dass den Krankenhäuser ohne politische Beschlüsse die Hände gebunden sind.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass in einem Sektor wie dem Gesundheitswesen, der sich in starkem Wachstum befindet, der Verlust von Kompetenzen aufgrund der Aufgabe des Berufs (oder wegen „Abnutzung“ bei rein klinischer Erledigung der Arbeit) unvermeidlich ist, wenn nicht die Politik eingreift. Und dass ohne Initiativen von oben alles umsonst ist und sich nie etwas bessern wird.

Das glaube ich nicht.

Es ist jedoch notwendig, ein Gleichgewicht in ein effizientes Personalmanagement und eine langfristig haltbare Finanzverwaltung zu bringen und all dies praktisch und konkret im Alltag umsetzen. Es muss ins allgemeine Bewusstsein dringen, dass es im Dienstleistungssektor die Menschen sind, die den Erfolg eines Betriebs entscheiden: Sie sind es, die das Talent besitzen, das den Unterschied ausmacht.

In unserem Fall kann daher nicht von der Würde der Patienten gesprochen werden, wenn diejenigen, die sie pflegen und betreuen, nicht mit Würde behandelt werden.

Wenn finanzielle Aspekte immer Vorrang vor dem Menschen haben, sind wir zu einem System verdammt, das uns in Richtung eines sicheren Arbeitsplatzes, beim Staat, treibt, bei dem man vor solchen Aspekten sicher ist.

In Dienstleistungsunternehmen hat die Arbeitskraft großen Wert

In einer Dienstleistungsgesellschaft, in der viel in die technische Ausbildung des Personals investiert wird, und zwar sowohl seitens der Person selbst als auch seitens ihrer Familie und des Staates (für das Jahr 2011 wird von ca. 40.000 Franken pro Krankenpflegerin/Krankenpfleger ausgegangen), hat jede Arbeitskraft großen Wert.

Als Betrieb müssen wir mehr auf der Ebene der Organisation und des Managements investieren und die Personalführung dahingehend verbessern, dass unsere Mitarbeiter/innen motiviert sind, um so Personalfluktuation (mit enormen Kosten, die jedoch zu wenig berücksichtigt werden) und den Ausfall von Personal aufgrund von Krankheit durch Erschöpfung etc. zu vermeiden.

Wenn wir immer nur an die Kostenkontrolle denken, dann geht dies grundsätzlich zu Lasten des Personals. Und wir werden nie etwas ändern können. Irgendjemand hat einmal gesagt: Wenn du immer auf die gleiche Weise über ein Problem nachdenkst, findest du immer auch die gleiche Lösung. Um eine innovative Lösung zu finden, muss man umdenken.

Viele Erfahrungen auf organisatorischer Ebene zeigen genau das: Für ein Problem, das als unlösbar galt, wurden unerwartete Lösungen gefunden, wenn sich der Denkansatz änderte.

In einem Beruf mit einer stark emotionalen Komponente ist dieses erzwungene Gleichgewicht zwischen finanziellen Aspekten und der Personalverwaltung offensichtlicher, ist jedoch prinzipiell in allen Berufen vorhanden. Mangelhafte organisatorische Bedingungen in Kombination mit einer hohen Arbeitslast führen früher oder später zu Personalfluktuation und damit zu höheren Kosten. Dieses Phänomen ist noch stärker unter der weiblichen Bevölkerung verbreitet. Weil Frauen schwächer sind? Das glaube ich nicht.

Ich glaube jedoch, dass Frauen weniger bereit sind, Tag für Tag und Jahr für Jahr schlechte Arbeitsbedingungen zu akzeptieren und sie auf lange Sicht als normal hinzunehmen und somit zuletzt vielleicht zynisch zu werden. Wie wir immer wieder sehen, kündigen sie lieber.

Der Vergleich zwischen Arbeit und Familie

In meiner Erfahrung als Leiter der Personalverwaltung habe ich festgestellt, dass die Frauen, die den Betrieb, in dem sie beschäftigt waren, verlassen haben (nicht unbedingt ihren Beruf aufgegeben haben, obwohl auch das geschieht), sich oft hierfür entschieden haben, weil sie sich bewusst geworden sind, dass sie die am Arbeitsplatz verbrachte Zeit weniger bereichert hat als die Zeit mit ihrer Familie oder beim Großziehen ihrer Kinder oder aber bei anderen Dingen.

Die Entscheidung ist für sie radikal: „Wenn ich mich an meinem Arbeitsplatz nicht als Mensch weiterentwickle und wenn mein Mann oder mein Lebenspartner für ein ausreichendes Einkommen für unsere Familie sorgt, dann lasse ich meine Arbeit sein und nutze die Zeit, um meine Kinder großzuziehen oder mir eine andere Arbeit zu suchen.“ Und so kommt es, dass das Kündigungsschreiben auf dem Tisch liegt.

Hieraus geht eindeutig hervor: Wenn in meinem Betrieb vorrangig weibliches Personal arbeitet, wie es für viele Pflege- und Sozialdienste (z.B. in Krankenhäusern, Reha-Kliniken, aber auch große Versicherungen, schulische Einrichtungen etc.) typisch ist, kann ich es mir strategisch nicht leisten, diese Kompetenzen zu verlieren…

Wir können nicht warten, dass die Politik entscheidet. Wir müssen bei allem bewusster vorgehen und dürfen die Realität nicht aus den Augen verlieren: dass in unseren Hochschulen mehr Frauen als Männer ausgebildet werden (basierend auf den in den Schweizer Hochschulen und Universitäten eingeschriebenen Studentinnen und Studenten, Quelle: Bundesamt für Statistik), aber dass wir dann viele von ihnen aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen und mangelnder Work-Life Balance verlieren.

Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität und daher strategisch für die Betriebe, die einen Verlust an wertvollen Kompetenzen und Know-how verhindern möchten. Eine positive Auswirkung ist auch eine höhere Qualität der erbrachten Dienstleistungen. Das alles bedeutet jedoch: umdenken. Sich bewusst werden, dass ein gutes Management mittel- und langfristig Wohlstand bringt. Einen stabileren Wohlstand.

Das Management eines Betriebs muss dafür sorgen, dass das Personal effizient und zufrieden arbeitet. Die Betriebe, die einheimisches Personal halten möchten, müssen an der Qualität der Arbeitsbedingungen arbeiten.

Das ist eine große Herausforderung. Wenn sich die betriebsinternen Arbeitsbedingungen nicht bessern, werden diejenigen, die die Wahl, eine gute Qualifikation oder aber Kontakte haben, die ihnen neue Möglichkeiten eröffnen, oder die in der Familie mit nur einem Einkommen leben können, den Betrieb verlassen. Ich habe oft gesehen, dass gerade die Besten gehen. Wer keine andere Möglichkeit hat, bleibt.

Nach vielen Jahren Personalmanagement in verschiedenen nationalen und internationalen Unternehmen haben wir entschieden, ein Unternehmen zu gründen, in dem wir eine Reihe von Prinzipien für die Personalführung konkret umsetzen wollten, an die ich glaube und die mir zu zahlreichen Erfolgen verholfen haben, auch wenn ich ein paar Niederlagen einstecken musste.

Das Unternehmen und die häusliche Alten- und Krankenpflege

Unser Unternehmen ist im kritischsten Bereich des Gesundheitswesens tätig: der häuslichen Alten- und Krankenpflege. Nachdem ich mit mehreren Krankenpflegerinnen gesprochen habe, die mir erzählt haben, wie sehr sie ihren Beruf lieben, dass die teils unmöglichen organisatorischen Bedingungen sie jedoch veranlasst haben, ihren Beruf aufzugeben, habe ich mich entschlossen, auch mit den Betreuten, also den Kunden der Spitex-Einrichtungen, zu sprechen und ihnen zuzuhören.

Die Patienten wiederum beschweren sich oft darüber, dass das sie pflegende Personal ständig wechselt. Sie wünschen sich mehr Kontinuität in der Betreuung.

Auf der Grundlage dieser beiden Prinzipien haben wir BeeCare gegründet, mit dem Ziel:

  1. Unseren Fachkräften die besten Arbeitsbedingungen zu bieten.
  2. Die besten Aufnahmebedingungen für die uns zur Pflege anvertrauten Menschen zu schaffen.

Wir sind davon überzeugt, dass wir die Berufe in der häuslichen Alten- und Krankenpflege möglichst attraktiv gestalten müssen.
Ihre Attraktivität basiert auf der Selbstständigkeit, Flexibilität und flexiblen Arbeitszeit, die wir bieten. Die ideale Lösung für eine Mutter.
Der Pflegeberuf ist ein anspruchsvoller Beruf, der aber auch große Genugtuung bringt.

Als Krankenpflegerin, Pflegehelferin oder Gesundheitspflegerin bei anderen Menschen zu Hause zu arbeiten, ist nicht etwas, das alle tun können. Man muss qualifiziert und bereit sein, die gesamte Verantwortung für den zu Hause betreuten und gepflegten Patienten zu übernehmen. Und nicht nur einfach vorbeischauen, tun, was zu tun ist, und dann wieder zu gehen. Man muss generell alles im Blick haben – beispielsweise, ob die Wohnräume gelüftet wurden oder noch werden müssen. In diesem Fall muss der Patient zuvor in ein anderes Zimmer gebracht werden, damit er nicht einem gesundheitsschädigenden Luftzug ausgesetzt ist.

Man muss kreativ sein und sich zu helfen wissen. Man muss um Hilfe bitten können, da man oft allein beim Patienten ist, aber gewisse Dinge allein vielleicht nicht schafft. Daher muss man den Kontakt mit Angehörigen pflegen, um sich an diese wenden zu können.

Vor allem aber muss man in der Lage sein, Patienten mit einer immer komplexeren Pflegesituation zu betreuen, da heute über die häusliche Pflege viele Krankheiten behandelt werden, die in der Vergangenheit Aufgabe eines Krankenhauses waren. Aus diesem Grund ist in diesem Beruf die Fort- und Weiterbildung so wichtig. Oft muss man sich abends das Gedächtnis und die Kenntnisse über neue Methoden und Techniken mit Hilfe von Büchern auffrischen.

Die Arbeit in der häuslichen Betreuung und Pflege erfordert aus diesem Grund großen Willen und Verantwortungsbewusstsein. Im Gegenzug bietet sie jedoch Selbstständigkeit und persönlichen und realen Kontakt mit den Patienten und die Genugtuung, ihnen zu mehr Selbstständigkeit und Freiheit im eigenen Heim zu verhelfen.

Die häusliche Betreuung und Pflege ist ein anspruchsvoller Beruf, und es besteht ein immer größerer Bedarf an Fachkräften. Gerade aus diesem Grund sollte er nicht aufgegeben, sondern an die individuellen zeitlichen Möglichkeiten angepasst werden.

Grundvoraussetzung ist organisatorische Flexibilität, die heute mehr denn je gefragt ist.

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